Zeche Hibernia
Auf in die Tiefe mit Hightech aus dem Ausland
Der Ire Thomas Mulvany sucht eine neue Herausforderung, als er in den 1850er-Jahren im Dorf Gelsenkirchen ankommt. Er ahnt, dass sich in Deutschland ein schwarzer Goldrausch anbahnt. Von dem wohlhabenden Landwirt Ludwig von Oven kauft er zwei Grubenfelder. Sie liegen direkt neben dem 1847 gebauten Bahnhof. Von Oven weiß seit Jahren, dass sich dort Kohle befindet. Aber er kommt nicht ran, denn sie liegt unter der Mergelschicht. Diese Schicht ist voll mit Wasser: Wer darin gräbt, dem steht es schnell bis zum Hals. Mulvany holt sich auf einem Kurztrip in die Heimat und nach England die nötige Hilfe. Mit genügend Geld und einem Team aus Spezialisten kehrt er zurück nach Gelsenkirchen. Unter ihnen ist der englische Ingenieur William Coulson. Er hat die rettende Idee: Der Teil des Schachtes, der in der Mergelschicht liegt, soll mit eisernen Ringen ausgekleidet werden, den sogenannten Tübbings. Dann kann kein Wasser eindringen. Am 17. März 1855 wird der erste Spatenstich getan. Es ist St. Patricks Day, der irische Nationalfeiertag. Wenige Jahre später macht Friedrich Grillo seinen ersten Spatenstich in Schalke für die Zeche Consolidation.
Der Plan ging auf. Dank des Geldes aus Irland und England und Dank des Know-hows konnte die Zeche ab 1858 mit der Kohleförderung beginnen. Zu Beginn wurde die Zeche von 300 Iren und Engländern betrieben. Der Name Hibernia erinnert an ihre irischen Ursprünge: Hibernia ist die alt-lateinische Bezeichnung für Irland und bedeutet “Grüne Insel”. Auch das Gesicht Gelsenkirchens sollte sich in den kommenden Jahren wandeln. 1857 lebten gerade einmal 1.030 Personen in dem kleinen Dorf, um 1900 waren es schon 36.000. Bis 1925 wurde auf Hibernia Kohle gefördert. In der Spitze arbeiteten über 1.500 Menschen auf der Zeche. Nach ihrer Stilllegung wurde sie als Versuchsgrube weiterbetrieben. Unter realen Bedingungen wurde hier getestet, wie der Bergbau für die Arbeiter sicherer werden kann. Heute ist von den alten Zechenanlagen und ihren drei Fördergerüsten nichts mehr übrig. Nur noch die Hiberniastraße und die Entlüftungsrohre erinnern daran, dass früher hier eine riesige Tiefbauzeche stand.