Fleuthebrücke

Bevor die Maschinen ins Ruhrgebiet kamen

Abseits einer Bundesstraße liegt heute die auf den ersten Blick unscheinbare Fleuthebrücke. Dabei erzählt das historische Überbleibsel ein Stück weit aus einer Zeit, bevor die Dampfmaschinen und die Eisenbahn das Ruhrgebiet auf links krempelten.

Am Niederrhein wird es kalt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts geht der Region das Brennholz aus. Eine gute Alternative zu dem Brennstoff ist die Kohle. An den Ufern der Ruhr wird sie abgebaut. In parallel zum Horizont verlaufenden Stollen graben sich die Menschen in die Erde hinein und holen so viel Kohle raus wie möglich. Aber wie soll die Kohle aus dem Ruhrtal an den Niederrhein kommen? Schiffe können die Ruhr noch nicht befahren. Aber die Stadt Gahlen verfügt über einen Hafen an der Lippe. Von dort könnten die Kohlen weiter verteilt werden. Dafür muss nur eine Nord-Süd-Verbindung durch die Grafschaft Mark geschaffen werden. So entsteht in den 1760er-Jahren der 40 Kilometer lange Gahlensche Kohlenweg. Teilweise greifen die Erbauer auf alte Wege zurück, die schon die Römer angelegt hatten. Mit der Bedeutung der Kohle gewinnt auch der Gahlensche Kohlenweg an Bedeutung. Wegen des hohen Transportaufkommens wird der Weg ständig erweitert und verbessert. 1853 wird die sieben Meter lange Fleuthebrücke eingeweiht. Zehn Jahre später nimmt Friedrich Grillo in Schalke seine Zeche Consolidation in Betrieb.

Wenn man die Fleuthebrücke heute zum ersten Mal sieht, herrscht erst mal Verwunderung. Denn ihr früher Nutzen erschließt sich nicht sofort. Denn die Fleuthe, die früher unter der Brücke herlief, gibt es schon lange nicht mehr. Der Bach war ein Nebenfluss der Emscher. Nachdem diese zu Beginn des 20. Jahrhunderts verlegt wurde, trocknete er vollständig aus. Auch die Fleuthebrücke und die Gahlensche Straße verloren durch den zunehmenden Transport mit Bahnen und der Wanderung des Steinkohlenbergbaus nach Norden weiter an Bedeutung. Heute ist die Fleuthebrücke eine Erinnerung an die Zeit, bevor die Industrialisierung hereinbrach. Als der Klang der Kohle noch nicht das mechanische Stampfen von Eisenbahnen und Dampfmaschinen war, sondern das Klopfen von Schlägel und Eisen und das Klappern von Hufen. Trotzdem hat der Gahlensche Kohlenweg noch heute Bedeutung für die Menschen im Ruhrgebiet: Zwei der heutigen Bundesstraßen decken sich mit Teilen des alten Kohlenwegs.

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