Berliner Brücke

Ein Schalke ohne Schranken

Jahrzehntelang ist Schalke geteilt: Die Gleise der Zeche Consolidation 1/6 trennen den Norden vom Süden. Wer vom Schalker Markt zur Kampfbahn Glückauf will, braucht Glück. Denn Bahnschranken versperren den Weg mehrmals am Tag. Erst mit der Berliner Brücke ist die Schalker Teilung endlich überwunden.

Von der Zeche Consolidation 1/6 hin und weg führt ein dicker Strang Gleise. Auf Höhe des Schalker Markts kreuzen die Schienen die König-Wilhelm-Straße. Um den Verkehrsfluss zu regeln, ist direkt am Markt ein beschrankter Bahnübergang. Oft müssen die Schalker an diese Schranken warten. Täglich fahren die Züge mit der Kohle von Consol hier durch. Im Volksmund heißen die Schranken nur die “Glückauf-Schranken”: Man muss Glück haben, dass sie auf sind. Oft verpassen arme Pechvögel den Anstoß in der Kampfbahn Glückauf, weil die Schranken unten sind. Doch heute sind die Schranken tatsächlich weg. 1964 wird eine neue Stahlhochstraße eröffnet. Etwas ungläubig laufen die Menschen nach der Eröffnung über die neue Brücke. Zum ersten Mal sehen sie das Schalker Herz von oben, dieses wirre Geflecht aus Öfen, Fördertürmen, Straßen, Wohnhäusern und vor allem: die Schienen von Consol. Die Glückauf-Schranken sind Geschichte. Willy Brandt tauft die Brücke ein Jahr später auf den Namen "Berliner Brücke".

Die Berliner Brücke sollte Gelsenkirchen und den Stadtteil Schalke in eine “autogerechte” Zukunft führen. Das Auto war immer verbreiteter, durch das Wirtschaftswunder konnten sich mehr Menschen einen fahrbaren Untersatz leisten. Zwischen 1950 und 1959 stieg die Zahl der zugelassenen Autos in der Bundesrepublik von 518.000 auf 3,5 Millionen. Ein Stück des alten Schalkes fiel dieser Veränderung zum Opfer: Die letzten prachtvollen Bauten an der Kaiserstraße mussten der neuen vierspurigen Straße weichen. Und der Schalker Markt verschwand völlig im Schatten des neuen Stahlkolosses.

Heute ist das Verkehrsaufkommen auf der vierspurigen Kurt-Schumacher-Straße eine große Belastung für die Anwohner und die Umwelt. Auf den Schienen fahren kaum noch Züge. Der Zweck der Brücke ist damit weggefallen. Vielleicht gibt es im Schalke der Zukunft keine Berliner Brücke mehr. Entlang der Schalker Meile hinter dem nördlichen Ende der Berliner Brücke, wird bereits überlegt, wie Schalke ohne Berliner Brücke und mit einer zweispurigen Kurt-Schumacher-Straße aussehen könnte.

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